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Das Erbe des Augenblicks - Saarländische Fotografien aus drei Jahrhunderten

Ausstellung des Saarländischen Landesarchivs in der ehemaligen Herz-Jesu-Kirche in Neunkirchen - Vom 19. September bis zum 31. Oktober 2022. Öffnungszeiten: dienstags und mittwochs von 14 bis 17 Uhr, donnerstags von 14 bis 18 Uhr
, freitags von 10 bis 14 Uhr
 sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

400 Fotografien aus 180 Jahren in der ehemaligen Herz-Jesu-Kirche | Foto: Kreisstadt Neunkirchen/Alavanda

Interessierte Besucher: v.l. Dr. Paul Burgard (Landesarchiv), Ministerpräsidentin Anke Rehlinger, Oberbürgermeister Jörg Aumann | Foto: Kreisstadt Neunkirchen/Alavanda

Das Erbe des Augenblicks ist eine Ausstellung mit 400 Fotografien aus 180 Jahren. Die ältesten Aufnahmen reichen in die Anfänge des Mediums zurück, die jüngsten Bilder sind Reproduktionen von Digitalfotografien der Gegenwart. Das Erbe des Augenblicks ist ein Projekt, das auf über 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche einen historischen und thematischen Überblick über die Entwicklung der saarländischen Fotografie in drei Jahrhunderten geben will. Die Schau ist in 14 Abteilungen untergliedert, in denen verschiedene Genres der Fotografie vorgestellt werden. Das Spektrum reicht von der Astro- bis zur Werbefotografie, vom Porträt zum Landschaftsbild, vom Abbild des künstlerisch gestalteten Unikats bis zur Pressefotografie, die ein Ereignis von der Saar in hunderttausendfacher Kopie in die Welt trug.

Das Erbe des Augenblicks vereint die Werke von etwa 40 professionellen Fotografen und Fotografinnen. Ein großer Teil dieser Arbeiten gehört heute zum historischen Bildgedächtnis des Landes. Es wird in seinen Originalen in Archiven und Museen des Saarlands aufbewahrt, wobei das Saarländische Landesarchiv mit mehr als drei Millionen Aufnahmen den größten Bestand an „historischen“ Fotografien besitzt. Daneben sind in der Ausstellung zahlreiche Werke noch aktiver Fotografen zu sehen, die für Agenturen, Medien oder Verlage im In- und Ausland tätig sind. Einige der hier vertretenen Autoren wurden für ihre Arbeiten mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Sie dokumentieren damit das hohe Niveau, das die saarländische Fotografie über einen Zeitraum von mehr als 150 Jahren entwickeln konnte. Das Erbe des Augenblicks kann insofern auch als eine „Leistungsschau“ der saarländischen Fotografie betrachtet werden.

Das Erbe des Augenblicks ist keine museale Ausstellung, die unter bestimmten Aspekten für Spezialisten oder das interessierte Fachpublikum konzipiert wurde. Sie wendet sich mit ihren großformatigen Reproduktionen an die breite Öffentlichkeit, die auch ohne besondere Vorkenntnisse auf eine historische und ästhetische Entdeckungsreise gehen kann. Viele der ausgestellten Werke spiegeln die außergewöhnliche Geschichte unseres Landes. Der politische Sonderweg ist ebenso bebildert wie die spektakuläre industrielle Vergangenheit oder das an Höhepunkten reiche Sport- und Kulturleben. Das vergangene und das gegenwärtige Saarland werden so in einer bisher noch nie realisierten Zusammenstellung erfahrbar, dokumentarisch präzise oder überraschend „anders“ eingefangen in Momentaufnahmen und sorgfältig inszenierten Bildarrangements.

Das Erbe des Augenblicks veranschaulicht beide Seiten des fotografischen Schaffens, die dokumentarisch-abbildende ebenso wie die künstlerisch-gestaltende. Neben den eher der „Gebrauchsfotografie“ zuzurechnenden Bildern werden deshalb auch Arbeiten der älteren und jüngeren künstlerischen Fotografie in eigenen Abteilungen vorgestellt. Dazu gehört die „Subjektive Fotografie“, mit der Otto Steinert und seine Schüler in den 1950er Jahren ein saarländisches Kapitel der internationalen Kunstgeschichte geschrieben hatten. Dazu gehören aber auch die Werke heutiger künstlerischer Fotografie an der Saar, die sich wieder stärker dem dokumentarischen Stil verpflichtet fühlt. Jenseits der Grenze von Gebrauchs- und Künstlerischer Fotografie spielten ästhetische und qualitative Aspekte bei der Auswahl aller Bilder dieser Ausstellung eine zentrale Rolle. Die gelungene Komposition, die suggestive Kraft des besonderen Moments oder die reizvolle Perspektive sollten bei allen Fotografien gegeben sein, die Aufnahme in Das Erbe des Augenblicks fanden.

Diese Ausstellung trägt ihren Namen aus mehreren Gründen. Das Erbe des Augenblicks zielt zunächst auf jenen Moment im Zeitkontinuum, der mit Hilfe des Lichts als Fotografie für die Nachwelt verewigt werden konnte. Beim Betrachten der Bilder werden wir zu „Zeitzeugen“: Jener Vergangenheit, die das Foto bebildert, aber auch jener Belichtungszeit, die das Bild eigentlich hervorgebracht hat. Die Magie eines Fotos hat ganz wesentlich mit der Erfahrung dieser doppelten Unmittelbarkeit zu tun. Das Erbe des Augenblicks trägt zweitens die innere Spannung zwischen Vergänglichkeit und Ewigkeit, zwischen der Kontingenz des Moments und bewahrender Sinnstiftung in seinem Namen. Das bedeutet: Im Wesen der Fotografie sind Grundfragen menschlicher Existenz eingeschrieben, und die Lichtbilder funktionieren gerade deshalb besonders gut als Träger des kollektiven Gedächtnisses. Der im Foto festgehaltene Augenblick sollte nicht zuletzt deswegen als kostbares Erbe für die Zukunft bewahrt werden.


Kategorie: Kultur & Veranstaltungen

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