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Ausstellung zum 40. Jahrestag der Stilllegung der Flüssigphase des Neunkircher Eisenwerkes

Das Stadtarchiv Neunkirchen zeigt anlässlich der Stilllegung der Flüssigphase des Neunkircher Eisenwerks im Ratstrakt des Rathauses eine Fotodokumentation zum Ende der Eisenzeit in Neunkirchen.

Blick vom Rathausdach | Foto: HuwerLogo


Die Ausstellung „Von der glühenden Lebensader zum erinnerungswürdigen Nostalgikum“ kann von Montag, 11. Juli, bis Freitag, 26. August, zu den Öffnungszeiten des Rathauses besucht werden.

Das Rathaus ist montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr und montags bis donnerstags von 13.30 bis 16 Uhr geöffnet.
 
Hintergrund der Ausstellung ist der bevorstehende 40. Jahrestag der Stilllegung der Roheisenproduktion am Neunkircher Eisenwerk: Am 29. Juli 1982 wurde die Flüssigphase des Neunkircher Eisenwerks stillgelegt. Die letzten beiden Hochöfen, VI und II, wurden gelöscht. Zwei Tage später wurde die Kokerei außer Betrieb genommen. Es folgten noch das Aus für das erst in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre erbaute Stahlwerk und weitere Nebenbetriebe. Lediglich zwei Walzenstraßen blieben am Laufen, in die später kräftig investiert werden sollte.
 
Bis 1982 hatte seit fast 400 Jahren die Eisenhütte das Leben in der Stadt des Eisens und der Kohle Neunkirchen, vor allem seit der industriellen Revolution, geprägt. Zahlreiche Menschen verdienten ihren Lebensunterhalt auf oder wegen der Hütte. Zu Hochzeiten arbeiteten im Werk in Neunkirchen in den 1960er Jahren über 9.000 Menschen. Ende Juli 1982 waren es noch etwas über 4.000 Beschäftigte, deren Zahl bis zum Ende des Jahrzehnts auf unter 1.000 abgebaut werden sollte.
 
Aufgrund günstiger Rahmenbedingungen hatten sich Eisenschmieden und Eisenhütten, die in Dokumenten des 15. Jahrhunderts schriftlich festgehalten sind, im Neunkircher Raum angesiedelt. Archäologische Funde belegen, dass bereits Jahrhunderte früher Eisen geschmolzen wurde. Nachdem zunächst eine Eisenschmiede in Wiebelskirchen spätestens seit dem frühen 16. Jahrhundert bestanden hatte, entstand auf landesherrliche Initiative gegen Ende des Jahrhunderts eine Eisenschmelze in Neunkirchen. Die Hütte wurde sowohl in landesherrlicher Eigenregie geführt als auch durch den Fürsten an Beständer verpachtet. Durch die kriegerischen Auseinandersetzungen im 17. Jahrhundert, wie z. B. dem Dreißigjährigen Krieg, wurde die Hütte in ihrer Entwicklung noch gehemmt. Ab dem späten 17. und dann im 18. Jahrhundert entwickelte sich das Werk weiter. Durch den Erwerb der Werksanlagen durch die Gebrüder Stumm im März 1806 wurde das Eisenwerk dann mit dem Einsetzen der Industrialisierung im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts zum Lebensnerv Neunkirchens.

Das Neunkircher Eisenwerk war im Zweiten Weltkrieg durch die hauptsächlich seit 1944 von den Alliierten auf Neunkirchen geflogenen Luftangriffe stark beschädigt und weitestgehend stillgelegt worden. Im Gegensatz zu anderen Eisen- und Stahlstandorten im Saarland nahm das seit Oktober 1946 unter französischer Zwangsverwaltung stehende Werk erst spät wieder seinen vollen Betrieb auf. 1947 wurde die Kokerei in Gang gesetzt. 1949 feuerte man die Martinöfen wieder an. Fünf Jahre nach Kriegsende wurden die beiden ersten Hochöfen angeblasen.
 
Nach dem Ende der französischen Zwangsverwaltung 1955 investierte man in den folgenden Jahren in die Modernisierung des Werkes, neue Anlagen wurden errichtet. Konjunktur- und Branchenkrisen in den 1960er Jahren machten dem Unternehmen zu schaffen. Die seit Mitte der 1970er Jahre andauernde Stahlkrise erforderte Umstrukturierungen in der saarländischen Eisen- und Stahlindustrie, die schließlich zur Stilllegung der Flüssigphase im Sommer 1982 in Neunkirchen führen sollte.
 
Düstere Zeiten wurden der Stadt Neunkirchen mit dem bevorstehenden Aus der Hütte prophezeit, vom Sterben war die Rede. Durch eine aktive vorausschauende Politik seit dem Bekanntwerden der Pläne zur Umstrukturierung der Eisen- und Stahlindustrie Ende der 1970er Jahre beschäftigte sich die Neunkircher Stadtverwaltung jedoch bereits frühzeitig mit der Posteisenzeit. Es wurden nach alternativen Perspektiven und Konzeptionen zur Weiterentwicklung der Stadt gesucht, um die montan-industrielle Monostruktur aufzubrechen. Fehler, die bei der Stilllegung der Gruben in den 1960er Jahren gemacht worden waren, sollten vermieden werden.
 
Das vom Neunkircher Oberbürgermeister Peter Neuber geprägte kommunale Restrukturierungsprogramm zielte auf eine Attraktivitätssteigerung und eine Verbesserung der Standortbedingungen ab. Nach dem Abbruch großer Teile der Werksanlagen des Neunkircher Eisenwerks wurden im Zuge einer Stadtkernerweiterung diese Flächen mit neuem Leben gefüllt.

Kategorie: 100 Jahre Stadt

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